Der Bundestagswahlkampf 2017 wird anders verlaufen als die bisherigen Wahlkämpfe: darin waren sich die Teilnehmer*innen und Referent*innen der Data & Politics-Konferenz einig. Grund ist die zunehmende Digitalisierung des Wahlkampfes. Unstimmig waren sich aber die Vertreter*innen der anwesenden Parteien sowie die Marketing-Expert*innen bei der Frage, inwieweit die mit dem digitalen Wandel einhergehende Chance zur Datenerfassung und -verwertung für die Politik und die Parteien von Bedeutung ist.
Bei #datapolitics sagt Robert Heinrich “Wir sind in Dtschl weit von den USA-Datenwahlkampf-Verhältnissen entfernt”. pic.twitter.com/ZbNKXPAAxm
— InitiativeD21 (@initiatived21) 31. März 2017
Datentreiber Martin Szugat, der als Co-Moderator die Veranstaltung begleitet und als Mitinitiator ins Leben gerufen hat, fasst die Erkenntnisse des Tages wie folgt zusammen:
- Die etablierten Parteien sind sehr zurückhaltend im Einsatz datengetriebener Methoden – aus Gründen des Datenschutzes, der Angst vor Vertrauensverlust bei den Wähler*innen sowie dem Mangel an verwertbaren Daten.
- Eine systematische, gezielte und vorausschauende Datenerfassung über Wähler*innen und ihr Wahlverhalten findet (bisher) nicht statt – in wenigen Fällen werden anonymisierte soziodemografische Daten beispielsweise der Deutschen Post hinzugekauft.
- Entsprechend sind die möglichen analytischen Anwendungsfälle auch sehr begrenzt und bewegen sich auf dem Reifegrad der deskriptiven und teils diagnostischen Analyse, zum Beispiel die Messung der Performance von Online-Werbung („Display Advertising“) sowie die Anpassung der Aussteuerung der Werbeanzeigen („Targeting“).
“Um Wahlen zu gewinnen, braucht es mehr als einen Twitter-Account. Es braucht eine Organisation.” – Leiter Datateam Demokraten #datapolitics pic.twitter.com/dZDw4BFQsS
— Datentreiber (@Datentreiber) 31. März 2017
Um den Reifegrad und damit die Effizienz der Kampagnen zu erhöhen, müssten die Parteien (unter dem Vorbehalt des politischen Willens):
- Eine langfristige Datenstrategie für den Wahlkampf entwickeln, um beispielsweise Wechselwähler zu identifizieren und thematisch gezielt anzusprechen.
- Die Lücken in der eigenen Datenlandschaft erkennen und mit gezielten Maßnahmen diese weißen Flecken erkunden, zum Beispiel durch repräsentative Befragungen (mit Google Surveys oder vergleichbaren Werkzeugen).
- Online-Werbekampagnen nicht nur als Kommunikationsmittel begreifen, sondern auch als Werkzeug zur Datenerhebung einsetzen (beispielsweise im Rahmen von A/B-Tests).
@red_hardliner @be_stecher @DeloitteDE Großartige Veranstaltung #DataPolitics ! Lob und Dank an die Profi-Organisatoren @be_stecher @Datentreiber und Host @deloitte #greenhouse
— Frank Pörschmann (@GermanyDigital) 31. März 2017
In den Medien finden sich zahlreiche Berichte von der Veranstaltung:
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